Einer Arbeit nachzugehen, bedeutet nicht nur, Geld zu verdienen, sondern auch Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, Bestätigung und Abwechslung. Menschen mit Behinderungen sind häufig eingeschränkt darin, einer regelmäßigen Erwerbsarbeit nachzugehen. Die Beschäftigung in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung ist eine Möglichkeit, zu der es aber zunehmend Alternativen geben soll. Das im Jahr 2017 verabschiedete Bundesteilhabegesetz (BTHG) sieht diese Alternativen ausdrücklich vor.
Welche Möglichkeiten Menschen mit Behinderungen in der Region Mittweida haben, untersuchen derzeit Studentinnen und Studenten des Masterstudiengangs Soziale Arbeit der Hochschule Mittweida. In ihrem sogenannten „Praxisforschungsprojekt“ arbeiten sie dazu mit dem Mittweidaer Verein „Arbeit und Toleranz e.V.“ zusammen. Am 27. März luden die Studentinnen und Studenten mit ihrer Professorin Isolde Heintze und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Friederike Haubold Vertreter und Vertreterinnen des Vereins, des Landratsamts Mittelsachsen und weiterer Fachdienste an die Hochschule ein, um ihre Untersuchungsziele und -methoden für die Arbeit in den nächsten Monaten vorzustellen.
Forschen mit Partnern aus der Praxis
Seit dem vergangenen Wintersemester arbeiten die 12 Masterstudentinnen und -studenten mit dem Verein „Arbeit und Toleranz e.V.“ zusammen. Im dreisemestrigen Projekt geht es um die Möglichkeiten, die das Bundesteilhabegesetz Menschen mit Behinderung zur Teilhabe am Erwerbsleben bietet. Der Verein „Arbeit und Toleranz e.V.“ will in der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes die Verwirklichung alternativer Beschäftigungsmöglichkeiten anstelle einer Arbeit in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung prüfen und aufzeigen. Aufgabe der studentischen Forschungsgruppe an der Fakultät Soziale Arbeit ist, die Arbeit des Vereins wissenschaftlich zu begleiten und auf der Grundlage von Forschungsergebnissen Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Diese sollen dazu beitragen, weitere Angebote der Beschäftigung für Menschen mit Behinderungen in der Region Mittweida nachhaltig zu etablieren und zu fördern.
Wichtige Akteure, um für Menschen mit Behinderungen die Teilhabe am Erwerbsleben auch außerhalb der Werkstatt für Behinderte zu ermöglichen, sind der Kommunale Sozialverband Sachsen (KSV) sowie die Bundesagentur für Arbeit. Mit beiden Akteuren wurden erste Gespräche zu den Optionen der Umsetzung geführt. Die Fakultät Soziale Arbeit wird gemeinsam mit dem Verein „Arbeit und Toleranz e.V.“ prüfen, welche organisatorischen und inhaltlichen Rahmenbedingungen Träger oder Unternehmen erfüllen müssen, um beispielsweise über das im Bundesteilhabegesetz verankerte Konzept der „Anderen Anbieter“ alternative, individuelle und passgenaue Beschäftigungsmöglichkeiten anbieten zu können.
Forschen für die Menschen in der Region
Die Masterstudentinnen und -studenten präsentierten und diskutierten am 27. März ihre Forschungsdesigns zu drei Teilfragestellungen aus dem Themenbereich „Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes – Teilhabe am Erwerbsleben für Menschen mit Behinderung“. Die Themen befassen sich unter anderem mit den Möglichkeiten zur Teilhabe am Erwerbsleben durch Inklusionsbetriebe, mit der Einschätzung von Arbeitgebern im Raum Chemnitz im Blick auf die Inklusion auf dem Arbeitsmarkt und mit den Voraussetzungen für eine Beschäftigung von Menschen mit Behinderung.
„Im den kommenden Wochen werden die Studentinnen und Studenten auf der Grundlage ihrer Untersuchungsansätze Kontakte zu Inklusionsbetrieben und Unternehmen aufnehmen und dort Interviews oder Umfragen durchführen“, erläutert Professorin Heintze die nächsten Schritte. „Im Wintersemester werden wir die Befragungen aufbereiten und auswerten. Dann wollen wir natürlich dem Projektpartner „Arbeit und Toleranz e.V.“ unserer Erkenntnisse auch präsentieren und mit ihm diskutieren.“
Wie speziell landwirtschaftliche Betriebe Betreuungs- bzw. Inklusionsleistungen für Menschen mit Behinderungen anbieten können, untersuchen derzeit andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Fakultät Soziale Arbeit im EU-geförderten Projekt InnoLawi. Sie und die studentische Forschungsgruppe tauschen sich zu den aktuellen Entwicklungen in beiden Projekten regelmäßig aus.
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