„Macht uns die virtuelle Welt klüger, glücklicher und abhängiger?" oder „Kennen Sie jemanden, der aus einem Mensch-Ärgere-Dich-Spiel nicht mehr herausgekommen ist?“
Am Mittwoch, dem 10. April, sollte es im „Dialog kontrovers“ darum gehen, wie die virtuelle Welt unser Denken, Fühlen, unsere sozialen Beziehungen und die Beziehung zu uns selbst verändern. Online zu sein, heißt „drin sein“, offline zu sein „draußen sein“ - als ob die Sprache hier schon eine Verkehrung von realer und virtueller Welt aufgenommen hat, so eingangs Moderator Professor Stefan Busse.
Beim zweiten Abend der vierzehntäglichen Veranstaltungsreihe, die unter der Überschrift „Digitalisiert Euch! Oder: Ihr werdet digitalisiert“ steht, sorgten drei kompetente Gäste mit ihren lebendigen und fachkundigen Beiträgen für eine ebenso interessante wie unterhaltsame Diskussion: Dr. Sandra Fleischer, Leiterin der Akademie für frühkindliche Bildung und Schulentwicklung (AfBS) der DPFA-Schulen, Matthias Rost, Dipl. Sozialpädagoge und Suchttherapeut vom Diakonischen Werk Leipzig e.V., und Alexander Marbach, Professor für Computergrafik und Visuelle Gestaltung an der Hochschule Mittweida.
Im Zentrum standen vor allem Online- und Computerspiele und die Frage, was Games so faszinierend und anziehend macht. Denn weit über das analoge Spielen hinaus faszinieren und binden sie Menschen; sie sorgen für einen weltweiten Game-Boom, eine riesige Game-Community und schließlich für ein veritables Geschäftsfeld.
Wann sind Onlinespiele Ergänzung, Kompensation, Konkurrenz oder Ersatz für die reale Welt? Welche kognitiven, emotionalen wie sozialen Kompetenzen können erworben werden, die auch für die „reale“ Welt taugen? Wann wird aus einem Menschen, der spielt, ein „Gamer“, wann aus einem Gamer ein Spielabhängiger? Hier konnten die Gäste nicht nur als Expertin und Expertenin der Sache Auskunft geben, sondern auch auf dem Hintergrund eigener Onlinespiel-Erfahrung.
Dr. Sandra Fleischer stellte in ihren Statements bestärkt von Professor Alexander Marbach unter anderem heraus, dass die sogenannte Medienkompetenz mehr als nur die technische Beherrschung der neuen Medien sei, sondern auch Konsumkompetenz - die Fähigkeit den eigenen Konsum zu regulieren.
Kriterium für die Abgrenzung zur Sucht und Onlineabhängigkeit sei nicht die verbrachte Zeit im virtuellen Raum, sondern in wie weit man seine anderen Lebensaufgaben (Schule, Arbeit, Liebe, Freundschaft etc.) noch kompetent erledigen und realisieren kann. Insofern sieht Matthias Rost auch die neue klinische Diagnose der WHO der „Onlineabhängigkeit“ kritisch. Die Diskussion hätte sich gut und gerne noch eine weitere Stunde der anderen großen Domäne - den Social Media - widmen können. Das Publikum jedenfalls folgte dem Abend mit gespannter Aufmerksamkeit.
Vom Spiel zur Arbeit: Digitale Arbeitswelten im Mittelpunkt des "Dialog kontrovers" in dieser Woche
Die Digitalisierung der Arbeitswelt schafft eine nie dagewesene Flexibilität im industriellen Herstellungsprozess. Miteinander kommunizierende Maschinen können variabel gesteuert, Prozesse können in Echtzeit angepasst werden und ermöglichen auf diese Weise eine bedarfsgerechte Planung der Produktion.
Aber auch die individuelle Arbeit wird von der neuen Freiheit durch Vernetzung erfasst. Jeder kann jederzeit von überall Informationen abfragen, verbreiten, kommunizieren und so Teil eines maximal vernetzten Arbeitsprozesses sein.Das globale Nomadentum wird als Arbeitsmodell der Zukunft gehandelt. Gleichzeitig verschwimmenden Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben. "Digitaler Stress" tritt in allen Branchen und Tätigkeitsarten auf, aber wie werden wir damit umgehen? Welche Rolle wird der Mensch noch in der Arbeitswelt der Zukunft spielen? Müssen wir Angst haben, dass wir bald nur noch als variables Bindeglied zwischen optimierten Maschinen dienen?
Diese Fragen diskutieren am Mittwoch dieser Woche, dem 24. April, unter der Überschrift „Digitale Arbeitswelten: Roboter und Algorithmen - neue Partner oder Konkurrenz?" drei Experten miteinander und mit dem Publikum:Dr. phil. Andreas Bischof, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Medieninformatik, Technische Universität Chemnitz, Prof. Adrian Müller, Projektleiter Arbeitskreis "Smart-Machines", Fachbereich Informatik und Mikrosystemtechnik, Hochschule Kaiserslautern,und Prof. Dr.-Ing. Leif Goldhahn, Professor für Produktionsinformatik, Hochschule Mittweida. Angehörige aller Fakultäten sowie Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen mitzudiskutieren.
Zeit und Ort: Jeden zweiten Mittwoch von 18:15 bis 20:15 Uhr im Studio B, Grunert-de-Jácome-Bau der Hochschule Mittweida (Am Schwanenteich 4b, barrierefrei zugänglich). Die Plätze im Studio B sind begrenzt. Alle Veranstaltungen sind aber auch im Live-Stream zu verfolgen auf „Kanal EINS – Hochschule Mittweida Aktuell“.
Alle Termine, Themen und weitere Informationen finden sich stets aktuell hier: www.hs-mittweida.de/dialog-kontrovers