Unter den Orgelklängen der Melodie des alten Studentenliedes „Gaudeamus igitur“ zogen Professorinnen und Professoren heute Nachmittag in die Evangelische Stadtkirche ein. „Wir wollen also fröhlich sein“ beginnt der Text zur Melodie, ein Motto, das zum Anlass passt: Genau 980 Studentinnen und Studenten haben im vergangenen Wintersemester ihr Studium an der Hochschule Mittweida erfolgreich abgeschlossen. 220 von ihnen kamen mit ihren Angehörigen heute zur Feierlichen Exmatrikulation in die Hochschulstadt zurück und füllten das Kirchenschiff.
Die Professorenschaft in Talaren und der festliche Rahmen in dem über 700 Jahre alten Kirchenbau sind eine inzwischen gute Tradition an der Hochschule Mittweida. „Wir zeigen uns erkenntlich, dass Sie heute da sind“, so Rektor Ludwig Hilmer – und ergänzt: „und dass Sie heute verschwinden“.
Hausherr Pfarrer Arndt Sander bescheinigte der Hochschule einen richtigen Riecher, die Abschlussurkunden nicht per Post zu verschicken, sondern im feierlichen Rahmen in seiner Kirche zu übergeben. Die sei schon immer ein besonderer Ort gewesen, an dem Menschen Wichtiges verhandelt haben.
Rektor Ludwig Hilmer konnte sich über einen besten Abschluss mit 1,1 im vergangenen Semester freuen, aber Maßstabe seien heute nicht Noten, sondern die Frage ob die Absolventinnen und Absolventen die Hochschule als akademische Persönlichkeiten verlassen. „Das ist Ihnen gelungen!“
Jubiläumsgeneration mit eigener Melodie
Die jetzt verabschiedeten Absolventinnen und Absolventen gehören zur Jubiläums-Generation, die ihr Studium im Zeitraum der Feiern zum 150-jährigen Jubiläum der Hochschule Mittweida (2015-2017) begonnen hatten. Dazu passte, dass ein Jubiläumsgeschenk von 2017 heute erst richtig ausgepackt wurde: Der Orgelsatz zu „Gaudeamus igitur“ ist das Werk eines russischen Komponisten, das heute von Kantorin Christiane Marie Sander an der frisch renovierten Ladegast-Jehmlich-Orgel, der größten Orgel Mittelsachsens, welturaufgeführt wurde. In Auftrag gegeben und der Hochschule geschenkt hatte die Komposition Thomas Schmalz, Geschäftsführer des Studentenwerks Freiberg, das auch die Studentinnen und Studenten in Mittweida betreut.
Schwebezustand des Glücks
„Genießen Sie den Schwebezustand des Glücks in diesem Moment“, so Festrednerin Professorin Marlies Mosiek-Müller. „Es ist Ihr Erfolg!“ Zum wunderschönen bunten Bild heute in der Kirche trügen auch die vielen Begleiter und Weg-Weiser bei, die zum eigenen Erfolg beigetragen haben: Eltern, Freunde und nicht zuletzt die Hochschule. So sei heute auch Dankbarkeit wichtig. Egoismus und Ellbogenmentalität seien dagegen keine Weg-Weiser.
Am eigenen so nicht geplanten und überraschenden beruflichen Weg machte Marlies Mosiek-Müller Mut für Veränderungen. Sie ist Honorarprofessorin an der Hochschule Mittweida und seit 2010 Vorsitzende ihres Hochschulrats. Zuvor war sie war Richterin am Bundessozialgericht, Mitglied des Europäischen Parlaments, hessische Sozialministerin und Sprecherin der Geschäftsführung der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung. Ihr Traum sei aber zunächst das Pharmaziestudium und die eigene Apotheke gewesen. Es kam anders und das immer wieder - begleitet von vielen Zufällen und Chancen. In Anlehnung an das Wort von Hesse „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ ergänzte sie „Jedem Ende wohnt ein Anfang inne“ und ermutigte, offen zu bleiben für Veränderungen, das Neue zu sehen, anzunehmen und nach vorne zu schauen.
Professorinnen und Professoren der fünf Fakultäten überreichten ihren Absolventinnen und Absolventen die Abschlussurkunde und setzten ihnen den Bachelorhut auf. Anschließend zog die Festgemeinde durch die Stadt zum Technikumplatz, wo die Hüte für das „Geschafft“-Gruppenfoto wieder in die Luft flogen.
Zahlen und Fakten
Genau 980 Studentinnen und Studenten haben im vergangenen Wintersemester ihr Studium an der Hochschule Mittweida erfolgreich abgeschlossen, als Bachelor (635), als Master (158), mit Diplom (184) oder mit Zertifikat (3). Unter den Absolventen sind 423 Frauen (43 Prozent). 24 Prozent aller Absolventen (225) sind aus dem Ausland – darunter 27 Absolventen aus China und 14 aus der Ukraine, die in Doppelabschlussprogrammen studiert und einen Abschluss sowohl in Mittweida als auch in ihrer Heimat erworben haben.
Derzeit (Stichtag 1. Mai 2019) sind insgesamt 6216 Studentinnen und Studenten an der Hochschule Mittweida immatrikuliert, davon sind wie im vergangenen Jahr rund 40 % Frauen und 23 % Ausländer. Die Anzahl der Immatrikulierten zum Stichtag im Sommersemester ist traditionell niedriger als die im Wintersemester (Stichtag 01.11.18: 6900).
Im Herbst wird es wieder zwei Exmatrikulationsfeiern geben: am 17. und 18. Oktober 2019.
Die Fotos von der Feierlichen Exmatrikulation (Fotos von der Feier, Einzelfotos von der Urkundenübergabe und das Gruppenfoto auf dem Technikumplatz) stehen demnächst hier und unter www.amak.ag zum Download zur Verfügung.
Text: Helmut Hammer
Fotos: André Wirsig (1 und 12 ), Helmut Hammer (2 - 11)