Müller ist eine von insgesamt drei Preisträgerinnen und erhält die Auszeichnung für ihre Dissertation „Systematisierung und Identifizierung von Störquellen und Störerscheinungen in zeithistorischen Videodokumenten am Beispiel digitalisierter Videobestände sächsischer Lokalfernsehsender“. Das gab die ARD/ZDF-Medienakademie am 17. Juli 2019 bekannt.
„In diesem Jahr waren so viele spannende Arbeiten anderer Frauen dabei, dass ich ehrlich gesagt nicht damit gerechnet habe. Ich bin sehr dankbar für die Nominierung und Auszeichnung. Es ist toll, dass es engagierte Personen gibt, die diesen Förderpreis ermöglichen und ich kann nur jede Wissenschaftlerin dazu ermuntern, sich dafür zu bewerben“, sagt Müller.
Dissertation systematisiert Bildfehlersuche
Mit ihrer Forschung ordnete die Preisträgerin Bildstörungen auf VHS-Videos der Nachwendejahre in 17 Fehlergruppen nach Ursache (Störquelle) und Wirkung (Störerscheinung). Diese Aufnahmen sind mittlerweile bedroht, weil die Bänder langsam verfallen und die Abspielgeräte immer seltener werden. Fehlergruppen und Einzelfehler benannte Müller eindeutig, beschrieb sie und grenzte sie voneinander ab.
Dieser taxinomische Fortschritt ermöglichte die Erkennbarkeit und auch die automatisierte Verarbeitung in künstlichen neuronalen Netzen. Zudem entwickelte Müller einen Prototypen für eine Anwendersoftware. Mit ihr können etwa Archivare und Archivarinnen auf einen Blick die Fehler in digitalisierten VHS-Aufnahmen mit genauer Position, Häufigkeit und Typ erkennen.
Die Basis für ihre Auszeichnung legte die Preisträgerin in Mittweida. Hier nahm Müller im Jahr 2006 das Studium an der Fakultät Medien auf. In ihrer Bachelorarbeit beschäftigte sie sich mit der Green Screen-Technik. „Schon diese Arbeit war für mich preisverdächtig - ich habe damals vorgeschlagen, sie beim ARD/ZDF-Förderpreis einzureichen“, sagt Rika Fleck, die damals die Arbeit prüfte und bis heute mit Müller in Kontakt steht. „Umso mehr freut es mich, dass es jetzt wirklich geklappt hat.“
Nach dem Abschluss in Mittweida ging sie für das Masterstudium in Medientechnik an die TH Deggendorf und kehrte 2015 in ihre Geburtsstadt Chemnitz zurück, um an der Technischen Universität zu promovieren. Aktuell ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und TV-Studioleiterin an der Professur Medieninformatik von Maximilian Eibl.
Jährliche Auszeichnung für Frauen in der Medientechnologie
Der ARD/ZDF-Förderpreis „Frauen + Medientechnologie“ wird seit 2009 jährlich an Absolventinnen von Hochschulen und Universitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz verliehen. Ausgezeichnet werden talentierte Frauen in technischen Medienberufen, die sich in Studium und Forschung mit dem Bereich der audiovisuellen Medienproduktion und -distribution beschäftigten.
Die Fachjury setzt sich aus Mitgliedern der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, Fachhochschulen, Universitäten und Branchenverbände zusammen. Kriterien für die Preisvergabe sind thematische Qualität und Innovationspotential sowie praktische Relevanz, strategische Bedeutung der Arbeit für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und überzeugende fachliche Kompetenz.