Das Haus 6 der Hochschule Mittweida trägt ihren Namen: Grunert-de-Jácome-Bau. Es ist der Name einer Stifterfamile mit mehrfacher Beziehung zur Hochschule.
Nach dem Tod ihres Ehemannes Enrique Jácome nahm Erna Grunert de Jácome im Jahre 1995 Kontakt zur Hochschule Mittweida auf, an der sowohl ihr Vater Kurt als auch Ehemann Enrique studiert hatten. Der Kontakt zur Hochschule bedeutete für sie eine Verbindung zur sächsischen Heimat, aus der sie 1947 nach Venezuela ausgewandert war.
Es entwickelte sich eine herzliche Beziehung zwischen Erna Grunert de Jácome und Angehörigen der Hochschule. Altrektor Reinhard Schmidt bemühte sich sehr um die Verbindung. Die langjährige Leiterin des Auslandsamtes Ingrid Doberenz-Peterson blieb ihr auch während ihrer Zeit im Rektorat und darüber hinaus nahe. Mindestens einmal im Jahr reiste sie zu „Erna“ und unterstützte sie bei persönlichen Angelegenheiten.
Weil Erna Grunert selbst eine gute Bildung erfahren hat, lag ihr das auch für die jungen Menschen heute am Herzen. So förderte Erna Grunert de Jácome die Hochschule mit großzügiger finanzieller Unterstützung des Umbaus des ehemaligen Wohnheims V zum Lehr- und Bürogebäude Haus 6, das seit dem 1. November 2011 den Namen „Grunert-de-Jácome-Bau“ trägt.
Auch über die Hochschule Mittweida hinaus wirkte die Großzügigkeit von Erna Grunert de Jácome: Das einstige Wohnhaus der Familie Grunert in Zittau zum Beispiel stellte sie dem Studentenwerk Dresden zur Verfügung. Es wurde zum internationalen Studentenhaus ausgebaut und trägt heute den Namen „Villa Grunert". An der Hochschule Mittweida entstand im Jahr 2007 eine Grunert-de-Jácome-Stiftung, die mit Hilfe des Förderkreis Hochschule Mittweida e.V. die Zuwendungen aus den USA verwaltete.
Im Gespräch mit Studentinnen der Sozialen Arbeit, die im Jahr 2006 für eine Biografie von Erna Grunert de Jácome recherchierten und dafür mit Ingrid Doberenz-Peterson nach Florida reisten, bekannte sie, ein „Allerweltskind“ zu sein sei, deren Heimat die Welt ist, das sich aber noch immer sehr verbunden wisse mit dem Land der Wurzeln ihrer Familie.
Die Hochschule Mittweida dankt Erna Grunert de Jácome für diese treue Verbindung und großzügige Unterstützung. Wir werden ihr Andenken stets in Ehren halten.
Erna Grunert de Jacome (1914 -2019)
Erna Grunert wurde 1914 als Tochter von Elsa Selma und Kurt Emil Grunert in Barmen-Langerfeld (heute Wuppertal) geboren. Zur Schule ging sie in Pirna, Mailand und Turin. In Turin lernte sie auch ihren späteren Ehemann Enrique Jácome kennen (Jahrgang 1904). Sie heirateten erst unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg im Juni 1945.
Vater Kurt studierte von 1898 bis 1901 in Mittweida, Ehemann Enrique von 1936 bis 1938.
Erna selbst erwarb 1936 zunächst ein Diplom als Übersetzerin für Englisch, von 1942 bis 1944 studierte sie an der Handelshochschule Leipzig. Nach dem Kriegsende und bis zur Enteignung im Jahr 1947 übernahm sie die kaufmännische Leitung der Textilmaschinenfabrik in Olbersdorf bei Zittau.
1948 reiste das Ehepaar Grunert de Jácome nach Caracas in Venezuela aus. Von 1949 bis 1974 war Erna Leiterin der Buchhaltung eines Importeurs und Groß- und Einzelhändlers von Baumaterialien.
Im Jahre 1977 zogen die beiden nach Venice/Florida in den USA. Enrique starb im Jahr 1991. Im August 2019 erst traf an der Hochschule die Nachricht der us-amerikanischen Behörden sein, dass Erna Grunert de Jácome am 26. Mai 2019 im hohen Alter von 105 Jahren verstorben ist.
Bild 1: entnommen aus „Allerweltskind“. Das Leben von Erna Grunert de Jácome, Hg.: Förderkreis Hochschule Mittweida e.V., Mittweida 2007, Seite 3
Bild 2: Hochschularchiv Mittweida, Bildarchiv F_00103_028
Bild 3: Hochschularchiv Mittweida, Bildarchiv P_00046_001