Grenzüberschreitende Mobilität ist eines der Kernelemente des transnationalen Bologna-Prozesses zur Harmonisierung von Studiengängen und -abschlüssen. Der sollte es Studierenden (und Lehrenden) erleichtern, internationale Erfahrungen zu sammeln, und auch die internationale Zusammenarbeit von Hochschulen in Lehre und Forschung fördern. Dennoch ist seit einigen Jahren die internationale Mobilität von Studierenden wieder rückläufig.
Diese Entwicklung und mögliche Maßnahmen zur Förderung studentischer Mobilität standen im Zentrum der Diskussionen der 2. International Week vom 18. bis 22. November an der Hochschule Mittweida. Erstmals angegliedert an den studentischen Kongress „Medienforum Mittweida“ ergänzten sich beide Veranstaltungen, und die internationalen Gäste aus acht Nationen gewannen zusätzlich Einblick in eines der größten studentischen Projekte an der Hochschule Mittweida.
Auftakt mit persönlichen Begegnungen
Nach der Eröffnung am Montag, standen zunächst das gegenseitige Kennenlernen der Hochschulkolleginnen und -kollegen aus Mittweida und der 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Neuseeland, Österreich, Polen, Litauen, der Slowakei, der Türkei, Kamerun und Ghana sowie die Vorstellung ihrer Universitäten auf dem Programm. Schnell ergaben sich Anknüpfungspunkte für den Ausbau von Partnerschaften. Der anschließende Campusrundgang bot die Möglichkeit, erste Fragen der internationalen Gäste an ihre Gastgeber zu beantworten.
Für die Studentinnen und Studenten des neuen Studiengangs „Global Communication in Business and Culture“ war die International Week ein erstes interkulturelles Praxisprojekt unmittelbar vor der Haustür. Sie begleiteten die internationalen Gäste zur Stadtbesichtigung nach Dresden und auf Schloss Rochlitz, wo es sächsische Kultur und Geschichte zum Anfassen gab.
Raus ins Ausland
Im weiteren Verlauf der Woche stand das diesjährige Kernthema der internationalen Studierendenmobilität im Vordergrund. So präsentierten sich die Partneruniversitäten, u.a. die Vilnius University aus Litauen, die Saint Petersburg State University aus Russland und die University of Applied Sciences Nysa aus Polen, am Dienstag im Rahmen des Medienforums in einem Panel und auf einer Auslandsmesse, um Studierende für einen Auslandsaufenthalt an ihren Hochschulen zu begeistern. Die (überwiegend) deutschen Studentinnen und Studenten zeigten großes Interesse.
Dr. Julia Köhler, Referentin für Internationalisierung an der Hochschule Mittweida: „Ich hoffe, dass dieses Interesse bei vielen auch zum konkreten Entschluss führt, ins Ausland zu gehen. Die Hürden für einen solchen Aufenthalt sind niedrig. Es gibt zahlreiche Fördermöglichkeiten. Meine Kolleginnen vom International Office der Hochschule stehen jedem mit Rat und Tat zu Seite, der Interesse an einem Auslandsaufenthalt hat.“
Alle Hochschulen stehen vor der gleichen Herausforderung: Sie haben mit rückläufigen Mobilitätszahlen zu kämpfen, das heißt: weniger Studierende (und Lehrende) zieht es ins Ausland. In einem Workshop zum Thema Mobilitätsförderung von Studierenden am Donnerstag widmeten sich die Vertreterinnen und Vertreter der Partneruniversitäten dieser Herausforderung, teilten ihre Erfahrungen und stellten Möglichkeiten vor, wie sie ihre Studierenden zu einem Auslandsaufenthalt und auch anderen Formen der interkulturellen Zusammenarbeit animieren können.
So stellte beispielsweise Klaudia Lodejska von der Jan Kochanowski University in Kielce ein sog. Buddy-Programm vor, in dem es um mehr als um die Betreuung von Austauschstudierenden durch Buddys (deutsch „Kumpels“) geht. Es dient gleichermaßen auch dazu die „Buddys“ zu animieren, selbst ein Auslandssemester zu absolvieren. Jan Królikowski von der Lodz University of Technology präsentierte ein Modell der internationalen Projektarbeit, das als Blended-Learning-Ansatzes konzipiert war. Weiterhin gaben Susanne Nickel und Ulrike Worbs-Reichenbach Einblicke in Angebote und Initiativen der Hochschule Mittweida: zum einen das Mobilitätsfenster, das fester Bestandteil im Studiengang „Global Communication in Business and Culture“ ist, und zum anderen das Projekt CosmoX, eine Online-Plattform zum Austausch internationaler Erfahrungen von Studierenden.
Interkulturelle Kompetenz zertifiziert
Auch in diesem Jahr verlieh die Hochschule im Rahmen der International Week die Zertifikate für Interkulturelle Kompetenz. Das kostenfreie Zertifikatsprogramm wurde erstmals vor zwei Jahren angeboten. Es bietet Studierenden aus allen Fachgebieten die Möglichkeit, ihre interkulturellen Fähigkeiten zu verbessern und damit eine wertvolle Kompetenz für den erfolgreichen Umgang mit kultureller Vielfalt in der Gesellschaft sowie im globalen Arbeitsmarkt zu erwerben. Fast schon ein „Fluch der guten Tat“: Bis auf einen hielten sich alle Absolventen des Programms zum Zeitpunkt der Verleihung im Ausland auf.
Partner der International Week ist die Hanns-Seidel-Stiftung. In persona steht deren Leiter des Instituts für Begabtenförderung, Prof. Hans-Peter Niedermeier, für die Zusammenarbeit und für die langjährige Unterstützung der internationalen Arbeit an der Hochschule Mittweida. Sie zeichnete ihn dafür während des Medienforum Mittweida mit der Goldenen Ehrennadel aus.
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