30 Jahre Deutsche Einheit – Migrantische Perspektiven auf den Wieder­vereinigungs­prozess

Thema

„30 Jahre Deutsche Einheit: Migrantische Perspektiven auf den Wiedervereinigungsprozess in Ostdeutschland“ 

Projektleitung

Laufzeit

01.03.2020- 31.12.2022

Forschungsaufgabe/ Kurzbeschreibung

Das Phänomen Migration ist von immenser sozialer, politischer und wirtschaftlicher Relevanz. Gerade in den letzten drei Jahrzehnten der deutsch-deutschen (Wieder)Vereinigung und den von ihr geprägten Transformationsprozessen war Migration ein hochbrisantes Thema.

Gesellschaftshistorisch hat Migration auch nach der Nachkriegszeit in den beiden Gesellschaftssystemen (DDR und BRD) in unterschiedlichen Formen weiter stattgefunden. Migrant*innen und BIPoC waren auch in Ostdeutschland gestaltender Teil der Gesellschaft. Die mit ihrer Präsenz verbundenen gesellschaftlichen Diskurse, wie u.a. um Zugehörigkeit, hatten einheitsrelevante Bedeutung. In Bezug auf die Vereinigung und die Transformationsprozesse der Folgejahre war jedoch die westdeutsche Perspektive lange Zeit dominierend. Erst seit wenigen Jahren fordern Ostdeutsche, zu Recht, zunehmend die Berücksichtigung ihrer Perspektiven ein.

Weitestgehend unbeachtet und unerforscht sind bisher die Perspektiven von Migrant*innen,  BIPoC bzw. Communities of Color auf die deutsche Vereinigung und die Jahrzehnte danach. Zugleich gibt es wenig Forschung, die sich explizit den Migrationsbewegungen und ihrem gesellschaftlichen Einfluss aus ostdeutscher Perspektive widmet.  Seit Mitte letzter Dekade hat sich die Forschungssituation verändert. Allerdings steht Sachsen, wie einige andere neue Bundesländer, vorwiegend im Mittelpunkt des Interesses, wenn es um problematische Umgangsweisen mit Migration geht.  In den letzten Jahren wurde Migration vor allem in Ostdeutschland vorwiegend als neue Fluchtmigration diskutiert und problematisiert, entkoppelt von sozio-historischen Bezügen zum gesamten Migrationsgeschehen , und wirkt damit zunehmend polarisierend. Eine Einbettung in gesellschaftliche (Migrations-) Veränderungen und Bedeutungen von Migration über problematisierende Diskurse hinaus, sowie aus migrantisch und BIPOC selbstbestimmter Perspektiven steht noch aus.

Das Forschungsprojekt fokussiert genau darauf und möchte diese Lücke schließen. Es geht der Frage nach, wie Menschen aus migrantischen Communities bzw. aus den Communities of Color die Transformationsgesellschaft erleben, und gleichzeitig welche Wirkungen sie auf die sich nun verzahnenden deutschen Gesellschaften haben. Unter Einbezug diversen, empirischen Datenmaterials soll eine Sichtbarkeit der Perspektiven migrantischer Communities und Communities of Color auf den Vereinigungsprozess in den letzten Dekaden erreicht werden. Perspektiven aus diversen Communities, Organisationen und Initiativen werden mithilfe von qualitativen Erhebungsinstrumenten, u.a. mit innovativen, kollektiv- partizipativen Methoden erhoben, ausgewertet und zugänglich gemacht.

Das Ziel des Forschungsprojekts ist es zum einen migrantische Perspektiven und Perspektiven of Color auf den (Wieder)Vereinigungsprozess im Verlauf der letzten 30 Jahre zu beleuchten. Zum anderen sollen diese Perspektiven im Zusammenhang mit den gesellschaftspolitischen Diskursen rund um das Thema Einheit in ihren unterschiedlichen Konjunkturen untersucht und kontextualisiert werden.

Das Forschungsprojekt ist Teil eines von dem SMWK geförderten Verbundprojektes „Innovationscluster HSMW 2020“.