Kick off-InnoLAWI am 11. Februar 2019
Bietet die Landwirtschaft eine Alternative zur Werkstatt für Menschen mit Behinderung?
Am Montag, 11. Februar 2019 trafen sich Betriebsleiter aus 15 sächsischen Landwirtschaftsunternehmen an der Hochschule Mittweida die daran interessiert sind, auf ihren Betrieben künftig mit Menschen mit Behinderung zu arbeiten.
Dort startete im September ein neues Forschungsprojekt unter Leitung von Prof. Dr. Stephan Beetz, genannt „InnoLAWI“, gefördert aus ELER - Mittel durch das SMUL Sachsen. Ein interdisziplinäres Team aus Mitarbeitern der Hochschule, dem Sozialteam Bayern, der Xit GmbH Bayern und dem Netzwerk alma aus Niedersachsen arbeitet daran, die Neuerungen des Bundesteilhabegesetzes auf sächsischen Landwirtschaftsbetrieben umzusetzen. Darin sind seit 1.1.2018 sogenannte „andere Anbieter“ als Alternative zur Werkstatt für Menschen mit Behinderung zugelassen.
Das Team möchte am Beispiel von acht Pilotbetrieben mit unterschiedlicher Größe und Betriebsschwerpunkt in verschiedenen Regionen Sachsens das Konzept der „anderen Anbieter im ländlichen Raum“ umsetzen. Die Betriebe werden über die Entwicklung einer sozialen Dienstleistung informiert, intensiv beraten und in der Konzeption und dem Aufbau eines Teilhabeangebots unterstützt und begleitet.
„Durch familiäre Betroffenheit möchten wir künftig auf unserem Betrieb mit Menschen mit Behinderung arbeiten“, erklärt Sonja Hoyer, Betriebsleiterin vom BioGut Wagelwitz in Grimma, deren Betriebsschwerpunkt eine Holzofenbäckerei ist. Die Agraringenieurin sieht in dem Projekt der Hochschule eine Chance zur Einkommensdiversifizierung und der Erschließung von Arbeitskräftepotential in ihrer Region. „Viele Landwirtschaftsbetriebe arbeiten schon mit Menschen mit Behinderung in Form von Außenarbeitsplätzen und könnten sich in dieser Form der Teilhabeleistung einen zusätzlichen Betriebszweig aufbauen“.
Das Interesse der sächsischen Betriebe ist groß. In kleinen Workshops wurden einzelbetriebliche Fragen, betriebswirtschaftliche Besonderheiten und weitere Schritte auf dem Weg zum Pilotbetrieb gemeinsam bearbeitet, um eine gute Entscheidungsgrundlage zur weiteren Zusammenarbeit zu schaffen.
„Nach der dreijährigen Projektlaufzeit soll am Ende auch ein Handbuch vorliegen, das bundesweit Landwirtschaftlichen Unternehmen aufzeigt, wie sie das Modell anderer Leistungsanbieter auf ihrem Hof umsetzen können“, so Heike Delling vom Projektteam Mittweida, die darin vor allem eine Chance für Menschen mit Behinderung sieht, denen ansonsten lediglich der Weg in die Werkstatt bleibt.
Erste Gespräche mit dem KSV
Am 21. Januar 2019 fanden erste Gespräche des Projektteams InnoLawi beim Kommunalen Sozialverband Sachsen in Leipzig statt. Ziel war die Vorstellung der Projektinhalte und die Klärung von Fragen zu den Rahmenbedingungen für unsere Pilotbetriebe auf dem Weg zum anderen Leistungsanbieter. Der Kommunale Sozialverband steht innovativen Projektideen interessiert und offen gegenüber. Der erste Schritt für eine weiterführende Zusammenarbeit ist getan.
Text: Sonja Hoyer