Der Mangel an Nachwuchs in den MINT-Qualifikationen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ist in vielen Branchen ein Problem. Schulen und Hochschulen sind gemeinsam gefordert, unter jungen Menschen MINT-Talente zu fördern.
Die Hochschule Mittweida hat in den vergangenen Monaten ein MINT-Schülerlabor eingerichtet, das sie ab sofort Schülern und ihren Lehrern zur Verfügung stellt. So können Schülerinnen und Schüler nicht nur Hochschulluft schnuppern, sondern wissenschaftliche Experimente im Labor machen. Viel authentischer als in der Schule können sich die jungen Forscher nun mit moderner Wissenschaft auseinandersetzen. Das Mittweidaer Schülerlabor im Grunert-de-Jácome-Bau ist mit neuster Technik aus den sogenannten MINT-Fächern ausgestattet und erlaubt selbstständiges und begleitetes Experimentieren auf den Gebieten Biotechnologie, Energie, Lasertechnik, Mathematik, Maschinenbau und Optik.
Am 4. April wurde es feierlich eröffnet. Rund 50 Verantwortliche aus der Hochschule sowie Lehrerinnen und Lehrer aus Gymnasien, Oberschulen und beruflichen Schulzentren waren dabei, als Kanzlerin Sylvia Bäßler das Band zum Schülerlabor-Eingang durschnitt.
Neugierig machen, Fragen provozieren - und beantworten
Zuvor hielt Dr. Dieter Bartneck, Referent im Sächsischen Staatsministerium für Kultus, ein Plädoyer für "mehr MINT" an Schulen und hob vor diesem Hintergrund die Rolle des Schülerlabors als Vermittler solider naturwissenschaftlicher Grundlagen für den Fachunterricht an Schulen: "Der Lehrer ist Motivator und er kann Interesse wecken. Aber er kann nicht alle Interessen der Schüler bedienen und nicht alle Fragen beantworten. Deshalb ist es gut, dass die Hochschulen sich öffnen. Im Schülerlabor können Fragen gestellt werden. Hier kommen die Schüler in Kontakt mit anderen Fragenden, den Wissenschaftlern, und können sich mit ihnen austauschen."
Anschließend stellten die Professoren hinter dem Labor die Philosophie und die einzelnen Themenfelder vor: "Wir wollen die Begeisterung und das Verständnis der jungen Menschen für Natur und Technik steigern und unterstützen", so Professor Alexander Horn, Leiter des Schülerlabors an der Hochschule Mittweida. "Damit tun wir natürlich auch etwas für den fachlichen und wissenschaftlichen Nachwuchs. Wir bieten den jungen Forschern mit unserem neuen Labor eine regelmäßige Möglichkeit, zusammen mit ihren Lehrern interessante Themen der Lasertechnik, Optik, Biotechnologie und Mathematik zu ergründen."
Speziell für sein eigenes Fachgebiet, die Physik und Lasertechnik, ist Professor Horn überzeugt: "Licht und Laser sind in unserer heutigen hochtechnologischen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Physik über die Lasertechnik Schülern näher zu bringen, ist ein Erfolgsmodell! Unser neues Schülerlabor ist mit pfiffigen und zugleich didaktisch ausgeklügelten Experimenten ausgestattet, wobei nicht nur Themen rund um den Laser sondern auch zur Optik angeboten werden."
Die separaten Räume inmitten des Campus der Hochschule stehen auch dann den Schülern zur Verfügung, wenn die "regulären Studenten" Praktika und Übungen haben. Professor Röbbe Wünschiers, Biologe und stellvertretender Leiter des Schülerlabors: "Auch wenn wir Schüler gerne in unseren Biotechnologielaboren zu Besuch haben, mussten wir früher zahlreiche Anfragen abweisen, da die Labore nicht frei waren. Das Schülerlabor bietet uns jetzt hervorragende Möglichkeiten, losgelöst vom Forschungs- und Lehrbetrieb, Schülern experimentelle Einblicke in die Biotechnologie zu geben. Biotechnologie bestimmt mittlerweile unseren Lebensalltag. Unser Ziel ist, Schülern einen experimentellen Einblick zu gewähren, der von den Schulen so nicht geleistet werden kann."
Theorie und Anwendung spannend verknüpfen
Das MINT-Schülerlabor der Hochschule Mittweida eröffnet auch in der Kommunikation neue Möglichkeiten. Die Kombination von Laborarbeitsplätzen und Seminar- und Projektionstechnik in einem Raum ermöglicht eine effiziente und interaktive Vermittlung der Themen. Theoretische Grundlagen und experimentelle Anwendung stehen unmittelbar nebeneinander. Über spannende Experimente erarbeiten die jungen Forscher selbst das Verständnis für die verschiedenen Naturgesetze und entdecken so die Faszination der Naturwissenschaften.
Nicht das Lieblingsfach der meisten Schüler - aber auch Mathematik lässt sich im Schülerlabor auf spannende und unterhaltsame Weise vermitteln. Professor Peter Tittmann: "Wir haben interessante Experimente und Probleme aus Kombinatorik, Geometrie und Topologie vorbereitet. Im Schülerlabor werden wir erste Einblicke in die moderne Mathematik gewinnen und an einigen Stellen sogar sehen, welche Probleme heute noch ungelöst sind. Denkspielzeuge, geometrische Modelle, die selbst konstruiert werden müssen, und Computerprogramme machen die Untersuchungen anschaulich und unterhaltsam."
Begeisterung wecken mit vielfältigem Angebot an Versuchen und Vorträgen
Das Angebot des ausschließlich für Schüler bereitstehenden Labors ist für unterschiedliche Zielgruppen zugeschnitten und wird in den kommenden Monaten noch erweitert.
Hier eine kleine Auswahl aus dem aktuellen Angebot an Experimenten:
- einen Laserstrahl im Laserlabyrinth mit optischen Elementen ausrichten,
- Objekte erfassen und über einen Hologramm-Projektor dreidimensional darstellen,
- die PV92-Region auf dem 16. Chromosom der eigenen DNA untersuchen,
- mit einem Fluoreszenzmikroskop ein Dreifachfluoreszenzbild erzeugen und so den Aufbau einer Zelle sichtbar machen,
- oder in der Kombinatorik: zählen ohne zu zählen
Zum kompletten Angebot, zu aktuellen Information und zur Anmeldung für das Schülerlabor hier
Von: Helmut Hammer