Preis für exzellente Lehre an der Hochschule Mittweida geht an den Ingenieurwissenschaftler Professor Jan Thomanek.
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Nachfolgend das Interview mit Prof. Jan Thomanek (Quelle: HSMWintern, 21.11.2023):
Herr Professor Thomanek, zunächst herzlichen Glückwunsch! Waren Sie überrascht von der Nachricht?
Vielen Dank. Ich hatte keine Ahnung – und war total überrascht, als mir Prorektor Professor Christoph Meyer vor drei Wochen am Telefon mitteilt, dass ich den Lehrpreis der HSMW bekomme. Ich wusste noch nicht einmal, dass ich nominiert war. Auch meine Studierenden hatten mir nicht erzählt, dass sie mich vorschlagen. Ich freue mich sehr. Der Preis bedeutet mir sehr viel und bestätigt meine Arbeit in den vergangenen fünf Jahren, in denen ich an der HSMW bin.
Sie möchten also andeuten an, dass das Votum der Jury in Ihren Augen durchaus nachvollziehbar ist?!
Thomanek: (lacht) Ich kenne viele Kolleg:innen, die den Preis auch verdient hätten. Aber ich habe mir natürlich so meine Gedanken gemacht, warum ich vorgeschlagen wurde. Das, was meine Lehre oder besser die Art und Weise, wie ich Lehre gestalte, am meisten prägt, ist meine eigene Berufserfahrung. Ich war über 20 Jahre als Entwicklungsingenieur tätig, bevor ich an die HSMW kam. Aus dieser Berufserfahrung kann ich den Studierenden vermitteln, auf was es ankommt, wenn sie nach dem Studium in den Beruf einsteigen. Es macht mir einen riesen Spaß, mit den Studierenden im Seminar Probleme zu lösen, vor denen ich in meiner Arbeit in der Industrie selbst einmal stand. Grundsätzlich versuche ich, in den Vorlesungen kein langweiliges und eintöniges Powerpoint-Karaoke zu veranstalten – das war mir schon als Student ein Graus –, sondern die Lehre kurzweilig mit einem hohen Praxisbezug zu gestalten und Theorie erlebbar zu machen.
Beschreiben Sie bitte noch etwas konkreter, was für Sie exzellente Lehre ausmacht.
Exzellente Lehre heißt für mich, ein effektives und nachhaltiges Lernen zu fördern, also über die reine Wissensvermittlung hinaus Engagement, Motivation und Struktur zu zeigen und weiterzugeben.
Drei konkrete Merkmale will ich nennen. Wie schon erwähnt: Kurzweiligkeit , das heißt die Vorlesungen so zu strukturieren, dass Theorie immer wieder durch praktische Demonstration untermauert und erlebbar wird. So ein Aha-Effekt kann auch mal mit einer Anekdote aus dem eigenem Berufsleben unterstützt werden. Zu einer abwechslungsreichen Vorlesung gehört auch die regelmäßige Wissensstandabfrage. Hierfür gibt es praktische Quiz-Tools nach dem „Wer-wird-Millionär“-Vorbild für das Smartphone.
Das zweite, was mir wichtig ist: Keine Zettelwirtschaft, stattdessen ein roter Faden, eine klare Linie durch den gesamten Lehrstoff, der sich in einem sauberen Skript und den zugehörigen Vorlesungs-, Seminar- und Praktikumsunterlagen für die Studierenden widerspiegelt. Das muss alles aus einem Guss sein.
Das Dritte ist Motivation: Studierenden zu zeigen, wofür sie das alles in ihrem Berufsleben brauchen werden. Auswendiggelerntes ist hier weniger relevant. Die Industrie erwartet Kompetenz beim Lösen von Problemen. Zum Beispiel nimmt die Rolle von Software im Zeitalter von Industrie 4.0 enorm zu. Auch wenn meine Studierenden keine Informatiker:innen sind und die Begeisterung nicht bei allen gleich groß ist, ist es mir wichtig, dass sie fit im Programmieren werden und wenigstens eine Programmiersprache beherrschen.
Was motiviert Sie denn selbst?
Ich bin mit Leib und Seele Ingenieur und nach vielen Jahren in der Industrie auch Hochschullehrer und Forscher. Die Begeisterung für die Ingenieurwissenschaften weiterzugeben, treibt mich an – und damit auch etwas gegen den Fachkräftemangel in diesem Bereich zu tun. Wir brauchen – wenn Sie so wollen – exzellente Lehre für den Standort Deutschland und speziell für Sachsen. In diesem Zusammenhang sind mir noch zwei Dinge wichtig, an denen sich exzellente Lehre an der HSMW praktisch zeigt: Dank der sehr engen Vernetzung von Hochschule und Industrie, hier konkret der IAV, ist es uns gelungen, zwei Stiftungsprofessuren an der Fakultät INW einzurichten und ein eigenes Master-Studienangebot zu vernetzten Systemen zu entwickeln. Das führen wir nun schon im vierten Jahr erfolgreich durch. Hier gebe ich Ingenieur:innen mit, wie sie die dynamische Entwicklung im Automotive-Sektor, zum Beispiel für das Autonome Fahren, mitgestalten können. Viele der Studierenden arbeiten nebenher in ihrem Beruf weiter, sind darauf angewiesen, beides miteinander zu verbinden. Deshalb biete ich viele Lehrveranstaltungen hybrid an. So unterstütze ich die Präsenzstudierenden im Hörsaal ebenso wie die, die die Vorlesung am Arbeitsplatz verfolgen.
Text und Bilder: Helmut Hammer